Pressemitteilung: Was die Kriegsangst mit den BundeswehrsoldatenInnen macht – und wie Angehörige nun reagieren sollen

Bad Saulgau, 19. April 2022: Zwar war die Bundeswehr in der Vergangenheit bereits in Krisengebieten in Europa im Einsatz, aber nun entsteht nach vielen Jahren erstmals durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine eine Situation der unmittelbaren Bedrohung, also ein Einsatz für deutsche Soldaten. Für Dr. med. Gerhard Schell, Ärztlicher Direktor der Akutklinik Bad Saulgau sowie Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, verändert sich für viele Soldatinnen und Soldaten das Gefühl der Sicherheit: „Bisher war die Bedrohung weit weg. Wenn es Bundeswehreinsätze gab, dann außerhalb des Landes. Nun ist die Bedrohung hier bei der Familie.“ Dr. Schell, ebenso Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Psychoanalytiker, betreut auch Soldaten in der Fachklinik und sieht die Gefahr einer extremen Belastung für die Soldatinnen und Soldaten, da sich die ursprünglichen Voraussetzungen ihrer Verpflichtung geändert haben. Der Experte sieht für die Angehörigen Möglichkeiten der notwendigen Unterstützung. Ein Bundeswehreinsatz im Rahmen eines akuten NATO-Einsatzes oder eine aktive Verteidigung der deutschen Grenzen durch eine akute militärische Bedrohung war in den letzten Jahrzehnten unwahrscheinlich. Dies hat sich schlagartig geändert. Und damit verändert sich für viele Soldaten auch die Voraussetzung, unter der sie sich verpflichtet haben. Dr. Schell: „Manche Soldaten erkennen jetzt, welche Aufgaben und Gefahren ihr Beruf tatsächlich besitzt. Viele Bundeswehrsoldaten sehen nun, dass sie vielleicht in den Krieg müssen, mit allem, was dazugehört.“

Schwäche zeigen kann die Karriere beenden

„Die Bundeswehr ist ein hierarchisches System, das typischen maskulinen Verhaltensweisen unterliegt“, so Dr. Schell, und ergänzt: „Schwäche zeigen kann Respekt und Karriere kosten.“ Deshalb weiß Dr. Schell durch seine Arbeit, dass viele Soldaten über Sorgen, Ängste oder Unsicherheiten weder mit Kameraden noch mit Vorgesetzten gerne und offen sprechen wollen. Das Eingestehen, befürchten sie, kann von Kameraden oder Vorgesetzten als Überforderung interpretiert werden, was sich bei Empfehlungen für Beförderungen negativ auswirkt. „Der Stressfaktor ist bei vielen Soldaten sehr hoch“, so Dr. Schell.

Familie und Freundeskreis sind gefordert

Mögliche Unterstützungen sieht Dr. Schell im Gesprächsangebot, welches aus dem Familien- und Freundeskreis kommen kann: „Die Hilfe und Unterstützung kann aus dem vertrauten sozialen Umfeld kommen, also Familie und Freunde.“ Hier empfiehlt der Experte den Soldatinnen und Soldaten nicht zu zögern, die Familie und Freunde einzubeziehen in die Gedanken, Bedenken und Ängste, damit die Auseinandersetzung damit früh geschieht. Der Experte sieht die Bundeswehr nicht als erste Anlaufstelle, sondern das soziale Umfeld.

4 Empfehlungen für die Angehörigen der Soldatinnen und Soldaten

Chefarzt Dr. Schell empfiehlt den Angehörigen und Freunden von Soldatinnen und Soldaten einfache Verhaltensweisen:

  1. Reagieren Sie immer offen und gesprächsbereit, wenn Soldatinnen oder Soldaten mit Ihnen das Gespräch suchen.
  2. Bieten Sie aktiv ein Gespräch an, auch mehrfach.
  3. Wenn Sie Veränderungen im Verhalten wie Zurückgezogenheit oder Gereiztheit erkennen, sprechen Sie die Personen direkt an, auch mehrfach.
  4. Ändert sich das Verhalten so sehr, dass Sie den Kontakt zu den Personen verlieren, sprechen Sie Ihren Arzt an, um mit ihm weitere Schritte der Hilfe zu besprechen.

Auf einen Blick

Dr. med. Gerhard Schell ist seit 2016 Ärztlicher Direktor der Akutklinik Bad Saulgau. Er ist Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie Psychoanalytiker (DPV/IPA) Psychotherapie.

Die Akutklinik Bad Saulgau, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, behandelt schwerpunktmäßig Stresserkrankungen wie körperliche Erschöpfung, Burnout-Syndrom und Depressionen. Im Rahmen eines multimodalen Konzepts werden bewährte Therapiekonzepte unter Berücksichtigung der körperlichen, seelischen und sozialen Umstände der Patientinnen und Patienten individuell abgestimmt. Hierzu gehört die Kombination von Einzel- und Gruppenpsychotherapie in Verbindung mit Kreativtherapien wie Musik-, Gestaltungs- und konzentrativer Bewegungstherapie sowie körpertherapeutischer Verfahren. Interne und externe Fort- und Weiterbildung sowie die Kooperation mit Universitäten und spezialisierten Fachkrankenhäusern anderer Fachrichtungen gewährleisten eine psychotherapeutische und medizinische Versorgung auf höchstem Qualitätsniveau. Die Privatklinik ist vom Verband der Privaten Krankenversicherungen und dem Landesamt für Besoldung und Versorgung BadenWürttemberg für Krankenhausbehandlungen anerkannt.

Weitere Informationen unter: www.akutklinik-badsaulgau.de

Pressekontakt:
Marc Däumler, Christoph Blase
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